Was mich bewegt…

Georg Forster-larger„…und die Herrschaft, oder besser, die Tyrannei der Vernunft,  vielleicht die eisernste von allen, steht der Welt noch bevor. Wenn die Menschen erst die ganze Wirksamkeit dieses Instruments kennen werden, welche Hölle um sich her werden sie dann schaffen?“

Georg Forster
(* 27. November 1754 in Nassenhuben bei Danzig; † 10. Januar 1794 in Paris)

 

 

Der Begründer der modernen Reiseliteratur segelte als Naturforscher mit James Cook um die Welt, war Journalist und revolutionärer Romantiker der kurzlebigen Mainzer Republik, dem ersten auf bürgerlich-demokratischen Grundsätzen beruhenden Staatswesen auf heute deutschem Boden (damals war Mainz französisch). Er schrieb diese bedenkenswerten Zeilen im April 1793 aus Paris an seine Frau und bewies damit erstaunlichen Weitblick in eine Zeit, vor der ihm graute. 1794 starb er noch nicht einmal 40-jährig an einer Lungenentzündung in einer kleinen Dachwohnung in der Rue des Moulins in Paris.

Ein Film in ARTE
Welches Ausmaß diese „Hölle“ inzwischen erreicht hat und wie recht Forster mit seiner Prognose  hatte, zeigt der jüngst in ARTE gezeigte Film „unser täglich Gift“ am Beispiel der heutigen Chemieindustrie. Der Film deckt in folgenschweren Dokumentarrecherchen schonungslos auf, wie eine global agierende Branche mit den entsprechenden Eliten systematisch unser Essen vergiftet.

…immer wieder grüßt das Murmeltier
In den Recherchen taucht auch, unter anderen „Menschenfreuden“, ein gewisser Donald Rumsfeld wieder auf. Einst Mitglied der Regierung Ford, später auch bei Dappeljuh Bush und dazwischen mal eben in der Privatwirtschaft als Vorstandsvorsitzender des US-Chemiegiganten G.D. Searle & Company (heute Monsanto) tätig. Unter seiner Präsidentschaft im Club der Gifte, Gene und Patente erhielt der bis heute umstrittene Süßstoff Aspartam (NutraSweet) seine Zulassung, der unter heftigem Verdacht steht Krebs zu erregen. Das Credo des Konzerns lautet: die Welt vom Hunger zu befreien. Gutes tun! Natürlich.

Auch als Volksvertreter spielte der Enkel deutscher Auswanderer aus Weihe in Niedersachen, eine ähnliche löbliche Rolle. Da galt es plötzlich die Menschheit vor den „Massenvernichtungswaffen“ des Diktators Saddam Hussein zu befreien, mit dem man Jahre zuvor noch glänzende Geschäfte machte und freundlich die Hände schüttelte. Donald H. war auch hier die Idealbesetzung.

Dass es im Irak eigentlich ganz pragmatisch um Geschäftsinteressen nahestehender Konzerne ging, sickerte erst viel später durch. Rumsfeld wurde dabei in Amt und Würden als eiskalter Lügner enttarnt, der ganz pragmatisch, aggressiv und zielgerichtet, die später nie gefundenen Massenvernichtungswaffen im Irak mit seinen Seilschaften schlicht erfand und damit Tausende von unschuldigen Zivilisten auf dem Gewissen hat (abgesehen von den anderen bekannt gewordenen Kriegsverbrechen. Man denke nur an die Folterungen im Gefängnis Abu Ghuraib etc.).

Vor Gericht kam dieser ausgewiesene Freund der Wahrheit meines Wissen nie. Dafür aber ein gewisser Bradley Manning, der die menschenverachtenden Machenschaften dieser Art von „Befreiung“ der Öffentlichkeit zugänglich machte. Die Jagd nach einem anderen Mann mit Gewissen läuft jüngst ja bekanntlich auf Hochtouren, wie die ebenfalls nun hochgefahrene geheime Propagandamaschinerie, die „aus dem Schaden dieser Verräter“ über die öffentliche Meinung wieder einen „öffentlichen“ Nutzen machen soll.

Der Sprung vom Volksvertreter zur Privatwirtschaft und zurück ist in Amerika offensichtlich kein großes Ereignis. Beide sind eng miteinander verbunden, um nicht zu sagen identisch. Seit ein paar Wochen wissen wir auch, dass deren Geheimdienst für ihre Industrie auch bei Freunden spioniert. Wer zu dieser Elite gehört, ist heute „der Staat“. Der normale Bürger ist dabei bestenfalls noch Staffage, sofern er im Sinne dieses „Staates“ sich als nützlich erweist. Für ihn gelten dann im Allgemeinen, wie im Besonderen, die für ihn von diesem „Staat“ erlassenen Gesetzte. Demokratie?

Auch hier im Lande lässt sich die profitable Nähe mancher Politiker zur Wirtschaft nicht mehr leugnen. Das wäre auch verwunderlich, denn was sich in Amerika „bewährt“ hat, gilt früher oder später auch bei uns, in Europa, weltweit. Ob das die Bürger nun wollen oder nicht, und wer daran zweifelt, der wird letztlich einfach dran glauben müssen.

Doppeltes Spiel, einfach Rechnung
In Wirklichkeit betreiben diese global agierenden Giganten ein trickreiches Spiel (darunter selbstverständlich auch deutsche Multis). Im vorliegenden Fall mit Chemikalien in unseren Lebensmitteln. Die Risiken dieses, inzwischen in vielfacher Hinsicht als Gift-Cocktail angewachsenen Monsters, tragen exklusiv die Verbraucher und die Natur, während die Unternehmen privat die Gewinne abkassieren (von den Steuerbegünstigungen einmal abgesehen). Ähnlich wie bei der Bankenkrise. Staatliche Institutionen stecken mit im Club der „Vernunft“ und decken mit amtlichen Zulassungen die Geschäfte dieser Konzerne. Gegengutachten international renommierter Wissenschaftler werden ignoriert oder entsprechend denunziert, in jedem Fall aber  die finanzielle Unterstützung entzogen, was letztlich einem Berufsverbot gleich kommt (Stichwort: Arbeitsplätze). Es soll wahr bleiben, was nutzt.

Das zeigt der französische Dokumentarfilm „Unser täglich Gift“ von Marie-Monique Robin auf erschreckende Weise.

Wahr ist, was nutzt

ist die Formel pragmatischer Heuchler, die, an die allgemeine Vernunft appellierend, den entsprechend geschulten Verstand benutzen, um sich privat, unter dem Vorwand Gutes für die Gemeinschaft zu tun, lediglich die eigenen Taschen zu füllen. Die ganze Welt ist dabei nur noch „Ware“. Menschen inbegriffen. Der Wunschmensch ist dabei konsumfreudig und angepasst. Wer nicht mit konsumiert, der kann nur Terrorist sein und ist somit gefährlich. Die freie Meinungsäußerung, ein Menschenrecht, wird zur Gefahr. Wer Moral, Gewissen oder gar Zivilcourage zeigt, ist möglicherweise auf dem direkten Weg zum elektrischen Stuhl, bewegt sich zumindest gefährlich nahe an einem längeren Gefängnisaufenthalt. Die Natur, das „Miteinander“, die demokratischen Gesellschaft, existiert nur noch als profitables Geschäftsmodell. Alles andere ist eine zu ignorierende Nebensache die „nichts bringt“. Profit die einzige Maxime. Pragmatisch, praktisch, gut. Schwarz oder weiß.

Die Tyrannei der Vernunft
Es ist derselbe Geist, der uns heute mit gigantischen Abhörtechniken, kompliziertem Kleingedruckten und kryptischen Formeln, mit hinterlistigen Täuschungen, mit geheimen Prozessen, immer im Auftrag der Vernunft, total gläsern, erpressbar und somit für grenzenlosen Konsum gefügig machen will. Die totale Administration, die das Recht der Menschen auf Selbstbestimmung, wie es auch in unserem Grundgesetz steht, zwar kennt, aber nicht mehr anerkennt.

Dieser Geist trägt totalitäre Züge. Allgemein geltende Gesetze, Demokratie, Fairness und Toleranz gelten nur noch unter den Vorraussetzungen des vorgegebenen Nutzens. Demokratische Wahlen werden mit riesigen finanziellen Mitteln medial wie juristisch wunschgerecht verbogen. Oder sie finden erst gar nicht statt.

Längst hat dieser Geist, ganz wie die Maffia, sich seine eigene Welt, mit eigenen Gesetzten geschaffen, die mit hochgeschultem Verstand, elitär, extrem intransparent, trickreich und knallhart verteidigt wird. Was Recht und Unrecht, gesund und ungesund, wahr und wichtig ist, entscheidet nicht mehr die Gesellschaft, sondern dieser Geist. Er argumentiert mit dem Begriff der Freiheit, den er natürlich für sich privat beansprucht, aber Andersdenkenden nicht zugestehen will. Was diesem mächtigen „ich will“ im Wege steht wird gnadenlos eingeebnet. Ein Gegenüber der Meinungen, ein Streit um tatsächlich Besseres, auf Augenhöhe, findet nicht mehr statt. Für den entsprechenden Vorteil, vergleichbar dem Doping beim Sport, sorgen dann entsprechende geheime Dienste.

Eine Welt im Geheimen ist aber nicht frei.
Sie ist lediglich Nahrung für eine „Tyrannei der Vernunft“.
Genauso bedenklich wie die Produkte von Monsanto für die Natur.
Demokratie?

Email und die Detektive
Wissen ist Macht. Die Instrumente dazu heißen „Vernunft“ (also Wissen) und Technik, verbunden mit einer Heerschar ebenso charakterloser Mitläufer und Mitarbeiter, die heute kein Problem mehr damit haben, für ein paar Silberlinge wie Grabräuber, die einst so bitter erkämpften menschlichen Rechte und Werte demokratischer Kultur, zu verhökern. Die Legitimation dazu besorgen, mit entsprechender Logik, akribisch und immenser Reichweite, die dazugehörigen medialen Sprachrohre. Die nötigen Silberlinge gewähren global agierende Firmen, Banken und Versicherungen mit den entsprechend ausgewählten Figuren und den unfassbar gigantischen Gehältern an deren Spitzen. Sie haben den Nutzen und wollen ihn mehren, komme was da wolle.

Nur darum geht es. Die Be-Nutzer, die Verbraucher, weltweit, die auf der Gegenseite also, die haben den Schaden, das Risiko und das Nachsehen, wenn was schief geht. Sie bezahlen, so oder so. Mit Geld, ihrer Gesundheit, ihrem Leben.

Wer bringt die Vernunft wieder zur Vernunft?
Der Film „Unser täglich Gift“ ist ein romantischen Film und er versucht es mit Fakten. Er klärt auf, schaut kompromisslos hinter den Vorhang, nennt Ross und Reiter, zeigt Lösungen. Er ist weit ab jeglicher pragmatischer „Vernuftsdeutelei“ und weis, dass eine auf einseitig ästhetisch getrimmte  Welt mit Romantik noch nie etwas zu tun hatte. Ein Film, der sich um das Wohl aller Menschen sorgt und dabei die Macht und Gier einzelner, ja eines ganzen Systems, enttarnt.

Romantischer geht es nicht. Wahrheit wird hier als solche behandelt und nicht mit irgendwelchen „Vernunftsfesseln“ irgendeinem Nutzen unterworfen.

Ein Lichtblick in dieser inzwischen von heuchlerischem Pragmatismus verseuchten Welt.
Ein lobenswerter Widerspruch zu Georg Forsters Prophezeiung. Und das dürfte ihn mit Sicherheit posthum sehr freuen…

Unbedingt anschauen…

Nachtrag
Wie nun durch die ARD/report München München jüngst bekannt wurde, soll nun ein Super-Gen-Mais, natürlich auch von der amerikanischen Firma Monsanto, auf den Markt kommen. SmartStax, so heißt das Labor-Monster und produziert nun als Pflanze selbst ausreichend Insektizide gegen Schädlinge (auch Nichtschädlinge, die ihr zu nahe kommen). Zu dem ist das naturidentische Produkt so widerstandsfähig, dass es zusätzlich beliebige Mengen Unkrautvernichtungsmittel verträgt, das selbstverständlich die gleiche Firma herstellt. Da überlebt, außer dem Profit, rein gar nichts mehr…

Zitat ARD: „Doch Wissenschaftler warnen, denn Tiere wurden in Versuchen krank. Auch Menschen haben, wie Report München zeigt, Rückstände des umstrittenen Pflanzenschutzmittels für SmartStax, schon jetzt im Körper. Dennoch wird derzeit auf EU-Ebene der Weg für die Genehmigung der umstrittenen Maissorte frei gemacht.“
Besten Dank dabei an Frau Aigner und die EU, die beide uns Verbraucher in derlei Angelegenheiten bestens vertreten und uns Gott sei Dank vor möglichem Schaden beschützen. Ohne sie wären wir ja einer solchen Wissenschaftslobby hilflos ausgeliefert.

Guten Appetit!

 

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